03/2021: Mitterweile bin ich auf Ubuntu 20.10 gewechselt. Grund war für mich dieses Problem, was den Desktop einfrieren lässt. Es war zwischendurch in einem der Kernel 5.4.* Updates behoben, trat dann nach dem letzten Updates aber wieder auf. Ich bevorzuge immer einen offiziellen Release, anstatt manuell den Kernel (mainline etc.) hochzuziehen. Ubuntu 20.10 bringt den 5.8 Kernel mit und damit wird auch der propriätere AMD Treiber nicht mehr gebraucht, denn die DisplayPorts am Dock funktionieren ohne Probleme. Das Update über die Ubuntu Aktualisierungs-Verwaltung lief ohne Probleme. Deshalb lautet meine aktuelle Empfehlung Ubuntu 20.10 mit dem Thinkpad E14 Gen 2 zu nutzen, trifft vermutlich auf alle Geräte mit Ryzen-Chipsets ab Ryzen 3XXXu aufwärts zu.

Ich durfte vergangene Woche aktuelles ThinkPad E14 mit Ubuntu 20.04 einrichten. Dabei gab es einige (wenige) Probleme, die ich glücklicherweise beheben konnte. Hier deshalb mein kurzer Erfahrungsbericht, ich hoffe er ist hilfreich. 😉

Über das ThinkPad E14 2. Gen AMD

Spezifikationen des E14 2. Generation, AMD:

  • AMD Ryzen™ 5 4500U Prozessor (bis zu 4 GHz, 6 Kerne)
  • 35,6 cm (14″) Full HD 16:9 LED Display (entspiegelt), 250 Nits
  • 16 GB RAM
  • 512 GB NVME SSD
  • Windows 10 / Ubuntu 20.04 im Dualboot
  • Dazu das ThinkPad USB-C Dock (2. Gen.)

Ich selbst nutze gerade für meine Arbeit ein T495 mit folgenden Spezifikationen:

  • AMD® Ryzen™ 5 Pro 3500U-Prozessor (bis zu 3,70 GHz, 4 Kerne)
  • 16 GB DDR4 RAM
  • 512 GB NVME SSD
  • 400 Nits 14″ Bildschirm, low profile, 1080p
  • OpenSuse Leap 15.2 als Betriebssystem
  • Dazu das aktuelle Ultra-Dock

Das E14 wird sich in diesem Erfahrungsbericht deshalb mit diesem ThinkPad der T-Serie messen müssen. Für meine Begriffe schlägt sich das E14 nicht schlecht, ganz anders als ich die E-Serie aus den Jahren 2014-2016 kenne. Der Bildschirm ist ausrechend hell (laut Notebookcheck etwas heller als spezifiziert, das kann ich bestätigen) und die Verarbeitung ist gut. Metallgehäuse anstatt dem von der T-Serie gewohnten Carbon-Fiber-Plastik (das ist glaube ich richtig genannt) und die Tastatur ist super. Dadurch minimal schwerer, was aber insgesamt einen hochwertigen Eindruck hinterlässt.

Zum Preis

Preislich sind wir tatsächlich in einer ähnlichen Region mit dem T495 (Stand Oktober 2020), was eventuell auf die hohe Nachfrage beim E14 zurückzuführen ist. Außerdem habe ich das T495 am Anfang des Jahres für ca. 925€ erworben. War ein recht gutes Angebot direkt bei Lenovo, denn es ist dort aktuell nur für gut 300-400€ mehr zu bekommen. Dazu kam die Docking Station für ca. 220€. Macht ca. 1150 € für mein aktuelles Setup.

Das Setup mit dem E14 + USB-C Dock kommt da für meine Begriffe „zu nahe“ ran, preislich gesehen. Hier sprechen wir von 820€ für ThinkPad + 160€ für Dock. Macht zusammen 980€ und somit eine Differenz 10-15%. Klar hat das E14 hat die aktueller CPU (die wirklich nochmal deutlich besser ist als der direkte Vorgänger), aber in vieler Hinsicht ist die E-Serie der T-Serie unterlegen. Display, Garantie, Verarbeitung sowie Business Features wie Docking (außer USB-C), Anschlüsse oder LTE-Option fehlen.

Alles in allem lässt sich aktuell schwer beurteilen wie sich die Preise aufgrund von Verfügbarkeit weiterentwickeln. Für 700-800€ ist das E14 definitiv einen Blick Wert. Darüber hinaus muss der Abstand zur L/T Serie wirklich groß sein, ansonsten sollte man lieber auf ein gutes Angebot warten und für 150€-200€ mehr zur T-Serie greifen.

Test der Hardware

An dieser Stelle kann ich mich nur dem Testbericht von Notebookcheck anschließen. Dass das Display etwas heller als spezifiziert ist, freut mich besonders, denn es ist meiner Meinung nach immer das große Problem von allen Geräten der E/L Serie im Vergleich zur T Serie. Die „Pro“-Punkte im Test kann ich absolut unterstützen, zu den negativen Punkten möchte ich aber nochmal aus meiner Sicht Stellung nehmen.

  • Das Display ist aus meiner Sicht gut im Büro am Arbeitsplatz mit künstlichem Licht. Im Außeneinsatz, ohne direkte Sonneneinstrahlung „ausreichend“. Das E14 Gen 2 ist deshalb nicht für ständige Arbeit unterwegs gedacht.
  • Die Ports/Anschlüsse sind für mich ausreichend, ich kann im Notfall eine Maus, eine Tastatur, einen Bildschirm über HDMI, LAN, Kopfhörer und das Ladekabel anstecken. Den Mirco-SD Slot an meinem T495 hatte ich noch nie in Verwendung, deshalb wird er von mir nicht vermisst.
  • Wenige Business-Features – trifft mich eher weniger. Wäre cool gewesen wenn ich den Laptop genauso wie mein T495 auf das Ultra-Dock hätte stecken können. Allerdings bereue ich mittlerweile mehr, dass ich nicht von Anfang an auf ein USB-C Dock gesetzt habe. Ob original von Lenovo (wie zu dem E14 Gen 2 gekauft) oder ein beliebiges anderes Dock, für meine Zwecke sind diese völlig ausreichend. LTE habe ich in meinem T495 nicht gebraucht, genauso wenig wie den Smart-Card Slot.
  • ziemlich schwer – diesen Punkt kann ich nicht nachvollziehen. Bei meinem T495 liegt das Gewicht bei 1,487 KG, beim E14 Gen 2 bei 1,596 kg. Die 100g merkt man kaum. Durch das Alu-Gehäuse wirkt es dafür sehr hochwertig. Wie Notebookcheck hier zu Unterscheidung bei 100g von „nicht erwähnenswert“ zu „ziemlich schwer“ kommt, weis ich nicht. Zumal beim noch schwereren Schwestermodell mit Intel CPU davon nicht die Rede ist.
  • Akkulaufzeit ist aus meiner Sicht besser als bei meinem T495, allerdings habe ich hier keine großartigen Tests angestellt. Generell ist hier aus meiner Sicht eher entscheidend ob Windows oder Linux genutzt wird, bzw. wenn Linux dann mit welchem Linux-Kernel. Da ich bei der Arbeit ordentlich Ressourcen benötige (Docker Stack, VMs, dazu eine IDE + diverse Browser) bin ich mit der Akkulaufzeit praktisch nie zufrieden, egal mit welchem Laptop. Einfache Office-Arbeiten, Videos schauen oder Browsen ist für mich einfach nicht relevant als Benchmark. Vor vielen Jahren hätte mich interessiert ob das Gerät einen Tag in der Schule bzw. in der Uni überlebt, ohne Aufladen. Dafür lesen sich die Zahlen im Test recht gut. Früher hat man einen zweiten Akku dabei gehabt – heute übernimmt es dank USB-C eine Powerbank.
  • Hitzeentwicklung ist aus meiner Sicht leicht besser als beim T495. Bei beiden Geräten ist die Wärmeentwicklung aber völlig in Ordnung.

Ubuntu 20.04 im Dualboot mit Windows 10

Zu Windows 10 gibt es wenig zu sagen, alles hat ohne weitere Komplikationen funktioniert. Bei der Installation von Ubuntu neben Windows 10 wurde alles korrekt erkannt, nur Bitlocker hat ein wenig genervt. Hier musste ich mehrfach den sehr langen Key eingeben. Das ist natürlich nur relevant wenn ihr eure Festplatte mit Windows 10 verschlüsselt. In diesem Fall müsst ihr außerdem vorher daran denken die Partition(en) für Ubuntu vorzubereiten über die Datenträgerverwaltung. Ubuntu kann auf der verschlüsselten Festplatte nicht erkennen wo genau Daten liegen, also welche Bereiche frei sind. Während der Installation wird man daran auch noch einmal extra erinnert. Ansonsten lief die Installation von Ubuntu normal ab.

Problem 1 – kein Videosignal an Monitore via HDMI und USB-C Dock

Angeblich soll hier eine höhere Kernel-Version helfen. Ich persönlich bin kein Freund einfach die Kernel-Version anzuheben. Das kann u.a. zu Problemen mit Docker und wiederum anderen Hardware-Treibern führen. Ich habe deshalb einfach die neusten AMD Treiber direkt von der AMD Seite installiert. Das hat ohne Probleme funktioniert und danach funktioniert HDMI sowie die Display-Ports an der Docking-Station.

Hinweis 12/2020: Die AMD Treiber sind aktuell nicht mit dem letzten Kernel-Update von Ubuntu kompatibel und verhindern nach Installation auf 5.4.0-56-generic dass Ubuntu starten kann (schwarzer Bildschirm, eventuell auch im Zusammenhang mit dem Workaround von Problem 2). Da das USB-C Dock nur mit den proprietären AMD Treibern korrekt funktioniert, bleibe ich erstmal auf 5.4.0-54-generic. Weitere Hinweise sind hier zu finden https://community.amd.com/t5/drivers-software/can-t-install-amdgpu-drivers-on-ubuntu-20-04-1-5-4-0-56-generic/td-p/426676 (englisch)

Problem 2 – FN Keys funktionieren nicht

Dazu habe ich eine Lösung im Lenovo Forum gefunden: Link

1 – crontab editieren

sudo crontab -e

2- ans Ende von der Datei folgende Zeile ergänzen

@reboot sudo rtcwake -m mem -s 2

3- speichern und neustarten

Der Workaround geht für mich in Ordnung, die 2 Sekunden beim Start/Neustart habe ich Zeit.

Problem 3 – Ruhezustand/Energiesparen beim Zuklappen funktioniert nicht

Das Problem selbst konnte ich noch nicht lösen. Ich habe mir „Bereitschaft“ auf die Power-Taste gelegt, bzw. wähle ich manuell Bereitschaft aus bevor ich den Laptop zuklappe. Das ist für mich völlig ausreichend. Aufwachen bei aufklappen funktioniert problemlos.

EDIT: das letzte Kernel-Update (5.4.0-52-generic) für Ubuntu hat das Problem erstmal behoben. Es dauert zwar für meine Begriffe etwas zu lange (ca. 10 Sekunden), aber das ThinkPad geht korrekt in Bereitschaft/Ruhemodus/Energiesparmodus (so richtig kann ich hier nicht unterscheiden) und wacht auch wieder auf.

Nebenbei bemerkt: auch bei meinem T495 hatte ich diesbezüglich einige Probleme. Egal ob mit Ubuntu, Arch oder OpenSuse Tumbleweed oder Leap 15.2 – je nach Kernel-Version hat es mal funktioniert und mal nicht.

Fazit

Mittlerweile konnten alle Probleme mit Ubuntu 20.04 behoben werden, ich kann Stand heute das E14 Gen 2, ob mit Ubuntu oder Windows 10, absolut empfehlen. Einzig der Preis könnte gerne etwas niedriger sein, eventuell lohnt sich hier auf ein gutes Angebot beim Black Friday zu warten – *zwinkersmiley* . Passt auf beim Kauf – die 1. Generation vom E14 AMD hat so einige Nachteile und ihr sollte in jedem Fall nur neueren Generation greifen, auch wenn der Modellname gleich ist!

Photo by Allen Ng on Unsplash

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert